2.2. Luftfeuchtigkeit
Eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % bei gewöhnlicher Raumtemperatur (20 °C bis 24 °C), ist Voraussetzung für die Funktionalität unserer Atemwege und deren Schutzfunktion.
Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit führt zu einer Reduktion des Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege, zu einer Reduktion der Widerstandsfähigkeit gegen Viren und zur Reduktion der Funktionsfähigkeit der Gedächtniszellen des Immunsystems. Bei einer höheren relativen Luftfeuchtigkeit (40 % r. F.) treten die Reduktionseffekte nicht auf (Iwasaki et al. 2014).
Die Exposition gegenüber niedriger relativer Luftfeuchtigkeit erhöht die Gesundheitsprobleme besonders von Asthmatikern (Strauss et al. 1978), Allergikern, Neugeborenen (Robertshaw 1981) und älteren Menschen, die anfälliger für Infektionen der Atemwege sind (Berkow 1982; Robertshaw 1981).
Eine ausreichende Luftfeuchtigkeit in Innenräumen ist in der Heizperiode ohne entsprechende Maßnahmen nicht zu gewährleisten. Warme Außenluft im Frühling, Sommer und Herbst besitzt eine ausreichende Feuchte und bedarf keiner zusätzlichen Befeuchtung. Kalte Außenluft kann aus physikalischen Gründen nicht ausreichend Feuchtigkeit speichern und muss, wenn die Außenluft auf Zimmertemperatur aufgeheizt wird, zusätzlich befeuchtet werden, um mindestens 40 % relative Luftfeuchtigkeit im Innenraum zu erreichen.
Das Infektionsrisiko mit Krankheitserregern aller Art, die durch luftgetragene Aerosole übertragen werden, steigt bei einer zu geringen relativen Luftfeuchtigkeit stark an. Dies liegt nicht nur an der stark verminderten Abwehrfunktion der Atemwegsschleimhäute, sondern auch an den für Erreger begünstigenden Faktoren der Raumluft.
Plakativ formuliert, besitzt unsere Luft einen Sättigungsdrang mit Feuchtigkeit. Dieses seit Jahrzehnten bekannte Phänomen führt zu einem Feuchtigkeitsentzug aus sämtlichen ergiebigen Quellen. Diese können unter anderem sein: Haut, Augen, Lippen, aber auch abgesonderte Aerosole oder Tröpfchen. Einem Aerosol (Gemisch aus flüssigen und festen Schwebeteilchen, wie z. B. Staub, Bakterien, Viren, sonstige Partikel) wird bei einer zu geringen Luftfeuchtigkeit der Flüssigkeitsanteil entzogen. Die massive Gewichtsreduktion des Aerosols sorgt dafür, dass dieses durch kleinste Luftstöße aufgewirbelt werden und dadurch länger in der Luft verweilen kann.
Eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit fördert die Ozonbildung in Innenräumen (Farrell et al. 1979; Mueller et al. 1973; Waldbott 1973). Ozon wirkt reizend auf die Schleimhaut von Augen, Nase, Rachen und Atemwegen. Darüber hinaus ist es als allgemeiner Katalysator für chemische Wechselwirkungen bekannt, die zu einer Vielzahl von Reiz- und Giftstoffen führen, die gemeinhin als „Smog“ bezeichnet werden (Altshuller 1978).
Im Aerosol evtl. befindliche Krankheitserreger werden durch auskristallisierende Salze konserviert und können so über längere Zeit überleben. Aus diesen Umständen resultiert eine stark erhöhte Infektionswahrscheinlichkeit durch Krankheitserreger aller Art – nicht nur durch das neuartige Coronavirus.