5.4. Desinfektionsmittel in der Raumluft
Durch die Verunsicherung der Bevölkerung und den Einfallsreichtum von Geschäftsleuten finden auch gefährliche „Präventivmaßnahmen“ einen Absatzmarkt. Die Rede ist in diesem Fall von „Luftreinigung mittels Bioziden“. Das Biozid (lt. Definition „tötet, was lebt“) wird im Beisein der (oftmals ahnungslosen) Raumnutzer durch einen handelsüblichen Diffusor kontinuierlich versprüht bzw. „vernebelt“. Oftmals handelt es sich um eine Biozid-Lösung auf Wasserstoffperoxid-Basis, was als starkes Oxidationsmittel bekannt ist.
Die Inhalation von wasserstoffperoxidhaltigen Dämpfen und Aerosolen kann eine erhebliche Irritation und Entzündung der Schleimhäute von Augen, Nase, Kehlkopf und Atemtrakt bis hin zum Lungenödem hervorrufen.
Darüber hinaus sind entsprechende Biozide meist nicht für diesen Verwendungszweck zugelassen, sondern als
FLÄCHENdesinfektionsmittel bestimmt.
Unabhängig von der Tatsache, dass es sich laut Herstellerangaben meist um „natürliche“ und um „biologisch abbaubare“ Produkte handelt, geben selbige Hersteller auf den Produktetiketten auch an, dass sofort ein Arzt aufgesucht werden muss, wenn man das entsprechende Biozid einatmet.
Es wird dringend empfohlen, besagte Luftreinigungsverfahren im Beisein von Menschen ohne entsprechende Schutzausrüstung zu vermeiden. Rechtliche Schritte in Bezug auf „versuchte (schwere) Körperverletzung“ können eingeleitet werden, wenn Personen unwissentlich mit einem Biozid begast werden. Dies kann in Kaufhäusern, Fitnessstudios, aber auch in Apotheken und Arztpraxen passieren.
Seriöse Dekontaminationsverfahren
Diese finden grundsätzlich ausschließlich in leeren Räumen statt. Die Vorbereitung für den Prozess beginnt mit dem Abdichten des Raumes, um einen Luftaustritt von innen nach außen zu verhindern (Fenster, Türen, Lüftungen etc.).
Vor Beginn der Dekontamination wird sichergestellt, dass sich weder Personen noch Haus-/ Nutztiere im Raum befinden. Anschließend wird der Raum verlassen, die Türen verschlossen und abgedichtet sowie Warnhinweise an allen Zutrittsmöglichkeiten des Raumes angebracht. Während des Dekontaminationsprozesses findet laufend die Kontrolle der Abdichtungen durch eine Messung der Wasserstoffperoxid-Konzentration außerhalb statt. Nach Beendigung des Vorganges beginnt die Belüftung des Raumes. Die Raumfreigabe erfolgt erst nach der Unterschreitung der höchstzulässigen Wasserstoffkonzentration in der Raumluft.
Ein Betreten der Räumlichkeiten während der laufenden Dekontamination, erfolgt ausschließlich durch geschulte Fachleute und unter Verwendung hierfür geeigneter Schutzausrüstung (Schutzanzug, Maske mit entsprechendem Filter, Schutzbrille etc.).